“Was ist die längste Straße Münsters?
Die Gartenstraße – da gehste einmal rein und nie wieder aus.”
Gemeint ist die JVA an der Gartenstraße.
Zugegeben ein alter Spruch und wohl kaum komisch für die, die dort einsitzen.
Einer der wohl am wenigsten lebenswert erscheinenden Orte in der lebenswertesten Stadt, ist zweifelsohne die Justizvollzugsanstalt an der Gartenstraße.
Heute gab das Justizministerium Nordrhein-Westfalens bekannt, dass die 1849 erbaute und mit Abstand älteste Haftanstalt in NRW, durch einen Neubau ersetzt wird.
Höhere Kapazität und moderne Standards gehören zu den Gründen für den Neubau, nach dem schon lange gerufen wird.
Zuletzt geriet die JVA an der Gartenstraße vermehrt durch Selbstmordfälle (1,2,3,4), Ausbrüche und einen Schmuggelskandal in die Kritik.
Noch ist ein neuer Standort nicht gesucht und bis zu einem Umzug wird es auch noch eine ganze Weile dauern.
Es bleibt abzuwarten was mit den denkmalgeschützten Altbauten in Münster geschieht.
Der Zustand ist sehr schlecht, eine Restaurierung scheint unwahrscheinlich.
Zudem käme der Stadtverwaltung bei der stetig forcierten Nachverdichtung der Innenstadt ein Abriss wie gelegen.
Vermutlich sollen auch hier wieder hochwertige Eigenheime statt Sozialwohnungen ermöglicht werden.
Doch das ist zum jetzigen Zeitpunkt reine Spekulation.
Ausgetragen wird die Diskussion auf dem Rücken derjenigen, die einsitzen an der Gartenstraße.
Sicherlich ist dort niemand ohne Eigenschuld, aber was nach aussen so anonym erscheint bekommt Profil durch ein Projekt, auf dass es vielleicht wieder einmal aufmerksam zu machen lohnt.
Knastladen
In diesen Tagen finden sich schon wieder die ersten Weihnachtsartikel in den Supermärkten, da lohnt vielleicht mal der Blick in den Knastladen.
Ein Projekt, dass fast genau seit vier Jahren erfolgreich handgefertigte Produkte von Gefangenen aus den Vollzugsanstalten Nordrhein-Westfalens in einem Onlineshop anbietet – dem Knastladen.
Auch viele Sträflinge in Münster nutzen den “Resozialisierungsbaustein” und erschaffen in den Werkstätten der JVA verschiedene Produkte. Rund 300 der über 500 Insassen in Münster arbeiten in der JVA-eigenen Schlosserei, Schreinerei, Buchbinderei oder dem Stuhlbetrieb.
Der Erlös des Verkaufs hilft die Kosten des Strafvollzugs zu mindern und kommt in die Landeskasse.
Alleine in Münster sind 2011 über 1,3 Millionen Euro, insbesondere durch Büromöbel, umgesetzt worden.
Ausserdem werden in Münster neben hochwertigen Bürostühlen und Stehtischen, Futterhäuschen oder Notizblocks gefertigt.
Eins der Highlights ist das JVA Münster Vogelhaus:
Über 1000 Produkte verschiedenster Art werden in den derzeit 25 teilnehmenden Haftanstalten NRWs produziert und zum Kauf angeboten. Vielleicht sucht ja noch jemand ein Vogelfutterhaus für den Winter oder ein anderes originelles Weihnachtsgeschenk?
Im Herbst wird es in Münster direkt vor Ort den dritten JVA-Herbstmarkt, mit eigens hierfür hergestellten Produkten, geben.
Und mit Sicherheit wird es, wie in den beiden Jahren zuvor, ein Erfolg sein, da bin ich mir ziemlich sicher.
Die Kunden suchen Handarbeit und sind zufrieden mit der gebotenen Qualität – dass diese von Häftlingen hergestellt wurden, stört niemanden. Für die Gefangenen ist es eine Möglichkeit aktiv zu bleiben und sie werden in die Lage versetzt, nach der Entlassung selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen zu können.
Weiterführende Links:
- Knastladen Onlineshop Produkte aus Münster