Sie entscheiden!

Wieder ein Neuling an Münsters Lebensmittel-Einzelhandelshimmel.

Seit gestern hat ein Lemmi Lebensmittelmarkt Leben in die ehemalige Netto Filiale an der Hammer Straße 172-174, die bereits seit längerem leer stand, eingehaucht und eröffnet.

Die simpel eingerichtete Filiale lädt Kunden ein,
die neben den Angeboten der Discounterkonzerne Aldi, Lidl, Netto, Penny & Co noch billigere Schnäppchen  suchen.

Geiz ist geil?

Obwohl ich privat darauf achte sparsam zu sein und der Markenware oft das No-Name Pendent aus gleichem Hause vorziehe, so habe ich doch ein gewisses Vorurteil gegen die “Billig, auf Teufel komm raus” Mentalität, die insbesondere in den letzten Monaten immer wieder Lebensmittel- und Lohndumpingskandale offenbart hat.
Wenn 100 Gramm Hähnchen nur 29 Cent kosten, wo Vertrieb und Logistik schon im Preis enthalten sind, dann verwundern solche Skandale auch nicht.
Dennoch ist der Drang, ja fast schon Sport, der Deutschen billig einzukaufen ungebrochen.

Und so steht hinter dem Namen „Lemmi“ die Kruse Warenhandel GmbH & Co. KG, die im Jahre 2003 gegründet wurde und ihren Hauptsitz in Holzwickede hat.
Im selben Jahr eröffnete die erste Filiale in Hamm. Heute, zehn Jahre später, exisitieren bereits 30 Filialen die sich auf den Raum NRW beschränken.
Kein geringerer als Discount-König Stefan Heinig, Gründer der Discounter KiK und TEDi, soll als Investor fungieren.

Keep it simple

Nichts erinnert an der Hammer Straße mehr an den ehemaligen Netto Markt, Regale sind bei Lemmi eher selten vertreten.
Die Ware wird meist direkt aus Kisten und von der Palette angeboten, Preisschilder und Angebotstafeln sind handgeschrieben.

Unordentlich ist es nicht, immerhin vier freundliche Verkäuferinnen und Verkäufer kümmern sich, zumindest einen Tag nach der Eröffnung, um die Verteilung der Ware und das Kassieren.
Der Laden ist gut besucht. Zielstrebig ist niemand, das gesamte Sortiment wird inspiziert.
Irgendwo könnte man ja noch ein Schnäppchen entdecken.
Aber es herrscht keine Ausverkaufsstimmung wie zum Sommerschlussverkauf.  ”Abgabe nur in haushaltsüblichen Mengen” heißt es hier und da auf Hinweistafeln.
Mir selber war im Vorfeld der Eröffnung keine Werbung unter die Augen gekommen, vielleicht gab es auch keine.
Auf Twitter wurde ich auf die Neueröffnung aufmerksam.
Soziale Netzwerke als Werbeselbstläufer? Derzeit sicher noch nicht.
Erst 136 “Fans” informieren sich auf der Facebookseite der Kette über die Angebote.

Breite Produktpalette

Zu finden sind unter den Angeboten Lebensmittel und Non-Food Artikel. Alles sehr breit gestreut und neben unbekannten No-Name Artikeln auch viele Angebote von Markenware.
Ob Milka, Pril, Becks, Dornfelder, Chio, Dole, oder Heinz – aus allen Warenbereichen gibt es bekannte Produkte.
Nur eben günstiger als bei den Mitbewerbern.

Aber was heute als Angebot lockt, muss nicht in zwei Wochen auch noch zwingend verfügbar sein wie man es bei den großen Ketten kennt. Das Sortiment ändert sich laufend.

Sonderposten

Der Kunde mag sich fragen, oder vielleicht tut es die Zielgruppe auch nicht,: “Wie kommt der Preis zustande?”
Wie kann Lemmi die Artikel billiger als die Marktmitbewerber anbieten?
Die Antwort ist einfach: Es handelt sich bei den Artikeln um Sonderposten.
Die Idee ist nicht neu, auch die Thomas Philipps GmbH & Co. KG bietet schon lange Lebensmittel & Non-Food Artikel als Sonderposten an und macht mittlerweile fast eine halbe Milliarde Euro Umsatz im Jahr, mit seinen mehr als 200 bundesweiten Filialen.
In Münster ist der Thomas Philipps Markt allerdings ungünstig am Stadtrand von Münster-Roxel gelegen und nur mittelprächtig erreichbar.

Von beiden Ketten werden günstig Produkte erworben, die aus Überproduktionen, Verpackungsumstellungen, Insolvenzen oder Versicherungsschäden stammen.
Auch Ware, die kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum steht, oder dessen Etiketten Druckfehler aufweisen, finden so zu Schleuderpreisen in die Märkte.
Fast “abgelaufene” Artikel sind in den Filialen deutlich gekennzeichnet und separat aufgestellt. Infoschilder bürden dem Kunden die Last auf:
“MHD erreicht – STARK REDUZIERT!!!” lautet es samt Interpunktionsschwemme auf den Warngelb gefärbten Schildern.
Und weiter:
“Ein bisschen drüber aber immer noch LECKER!” verrät eine Cornflakes Packung mit freudigem Lachen.
“Sie entscheiden selbst!” endet dann das Plakat, fast schon ein schlechtes Gewissen verursachend sollte man nicht zugreifen wollen.

Ein strenges Qualitätsmanagement soll sicherstellen, dass die Ware, die in den Lemmi Filialen steht,
auch wirklich ok ist.
Und nach meinem Eindruck ist sie das. Die Artikel sind unbeschädigt, die Verpackungen sauber.
Wurst- und Käsewaren sind extra in einem separaten Kühlbereich ausgestellt,
der mit zwei überdimensionierten Klimaanlagen selbst mir kälteunempfindlichen Menschen die Gänsehaut auf die Arme zaubert.

Fazit

In Zeiten von Überfluss und Lebensmittelverschwendung, jährlich werden etwa 11 Millionen Tonnen Lebensmittel in Deutschland weggeworfen, sind Sonderpostenmärkte einerseits sicherlich sinnvoll um Waren vor der Entsorgung nocheinmal auf den Markt zu bringen.
Und leider gibt auch hierzulande eine Personengruppe, die kaum eine andere Wahl hat als in solchen Märkten einzukaufen um mit dem Einkommen zu haushalten.
Doch bei allen Vorteilen für die Kunden wirken sich die Preise der “Super-günstigen” unter den Discountern, auf andere Bereiche aus.
Auch bei den Billigsten der Billigen will Gewinn gemacht werden und der Spielraum ist bei der Ware klein.
Andere Discounter und Ketten standen immer wieder wegen Fällen von Lohndumping bei Angestellten in der Kritik.
Fraglich ob man in Anbetracht dessen, solche Verkaufskonzepte unterstützen sollte.

Aber die Wahl hat der Kunde. Wie stand es schon auf den Hinweistafeln:
“Sie entscheiden selbst!”

Weiterführende Links:

- Lemmi Lebensmittel

Reaktivierung

Langsam setzte sich heute um 11 Uhr mit leisem Dieselgeräusch ein vollbesetzter Talent-Triebwagen der Deutschen Bahn am Bahnhof Münster Ost in Bewegung.

Es geht über die alten Bahnhöfe Gremmendorf und Wolbeck, dann nach Albersloh um schliesslich zum Wendehalt Sendenhorst zu gelangen.

Bahnhof Münster-Ost? Den kennen viele Münsteraner gar nicht mehr.
Er liegt versteckt zwischen Westfalen AG und der Halle Münsterland an der Lippstädter Straße.
Zuletzt rollte regulärer Personennahverkehr von hier im September 1975. Dann wurde der Personennahverkehr auf dieser Strecke komplett eingestellt.

Auch die Bahnhöfe Gremmendorf und Wolbeck sind in Ihrer ursprünglichen Funktion wohl nur noch den älteren Jahrgängen bekannt.
Alle drei Bahnhöfe liegen an der Strecke der Westfälischen Landeseisenbahn und diese soll für regulären Personennahverkehr in der Zukunft wieder aktiviert werden.
Derweil dient der Bahnsteig am Haus Heuckmann in Gremmendorf als Platz für Schützenfeste und Weihnachtsmärkte und der Bahnhof Wolbeck als Jugendzentrum.

Der heutige Tag war eine Ausnahme, denn das Hafenfest in Münster bot Anlass mit einem Sonderzug die geplante Reaktivierung der alten WLE-Strecke Münster bis Sendenhorst ins Licht der Öffentlichkeit zu bringen.
Und weil so viele Jahre nur seltener Güterverkehr zwischen dem Hauptnetz der Bahn und Westfalen AG rollte,
ging es heute im Blümchenpflücktempo mit maximal 30 km/h über die Gleise.

Im 2-Stunden Takt pendelte heute fünf mal der Zug von Münster nach Sendenhorst und wieder zurück.
Die Sonderfahrt, die heute für eine Richtung über eine Stunde brauchte, soll später einmal in 28 Minuten bewältigt werden; 14 Minuten zwischen Münster und Wolbeck.
Dabei sollen im regulären Betrieb zusätzlich noch die Haltepunkte Loddenheide und Angemodde einbezogen werden.
Und natürlich der Hauptbahnhof, über den es dann weiter Richtung Zentrum Nord gehen wird.

Mit 6000 Fahrgästen wird täglich gerechnet und trotzdem geht man schon jetzt von einem jährlichen Betriebsdefizit von 3,8 Millionen Euro aus.
Auf diesen Kosten wollen und können die Stadt Münster, die mit 14,13% und der Kreis Warendorf,
der mit 26,82% an der WLE beteiligt sind, nicht sitzen bleiben.
Hier soll das Land NRW den intelligenten Betrieb des Schienennahverkehrs fördern.

Doch bis zu einem regulären Betrieb der Strecke braucht es noch viel Zeit und Geld.
Für 32,8 Millionen Euro, die in Fördertöpfen des Bundes gesucht werden, müssen Strecke und Haltestellen ausgebaut werden.
Zum heutigen Zeitpunkt ist ein barrierefreier Einstieg nicht möglich.
Die Schienen und Schwellen sind nicht mehr so in Schuss, wie es für einen vernünftigen Betrieb erforderlich ist.

Aber es ist erklärtes Ziel der Stadt Münster, des Kreises Warendorf und des Zweckverband des Schienenpersonennahverkehrs Münsterland (ZVM), dieses Zukunftsprojekt durchzusetzen.
Begonnen wird damit, die Planungen zur Reaktivierung der WLE-Strecke bis zur Antragsreife zu beauftragen.
Das soll schon bei der nächsten Sitzung des ZVM im Juli geschehen.
Denn erst wenn die anschließende gut anderthalb Jahre lange Planungsphase vollendet ist, können Fördermittel beantragt werden.

Sinnvoll oder nicht?

Über Jahre hinweg kam immer wieder die Idee auf den Tisch die Bahnstrecke wieder in Betrieb zu nehmen.
Man hätte sie vielleicht nie stillegen dürfen.
Es gab Diskussionen, es wurden Gutachten beauftragt, Untersuchungen angestellt, aber passiert ist weiter nichts.
Jetzt endlich beginnt man Nägel mit Köpfen zu machen und treibt das Projekt voran.
Münster wächst und damit auch der Straßenverkehr.
Mit der Konversion der ehemaligen britischen Kaserne in Gremmendorf in einen zivil genutzten Handels- und Wohnkomplex kommt die Bahn als Alternative zum Auto ebenso wie gerufen.

Auch die vielen Pendler die Ihren Arbeitsplatz in Münsters Zentrum, am Hafen oder der Loddenheide haben, würden von der Bahnstrecke profitieren und die Innenstadt Münsters ein Stück weit vor dem Verkehrsinfarkt bewahren. Die Bahn hat wieder Zukunft, die alte Trasse ist da und die Buslinien der Linie 6 und 8 in den Südosten Münsters sind im Berufsverkehr mehr als ausgelastet.
Man geht davon aus im Jahre 2020 die ersten Züge nach Fahrplan auf die Strecke zu schicken, wenn die Bewilligung der Fördergelder durch ist.
Wir warten gespannt wie es weiter geht.
Zumindest bei der heutigen Sonderfahrt war der Talent Triebwagen der Baureihe 643 der Deutschen Bahn gut ausgelastet und auch entlang der Strecke waren viele Bahnfans zu beobachten,
die die Besonderheit des Zuges auf dieser Strecke zu schätzen wussten und auf Fotos verewigten.

Weiterführende Links:

- Zweckverband des Schienenpersonennahverkehrs Münsterland (ZVM)

Arbeitsgemeinschaft Schienenverkehr Münsterland e.V. (ASM)

Münster in Zahlen

Na endlich!

754 Tage, oder fast zwei Jahre und einen Monat, hat die Auswertung der Volkszählungsdaten aus dem Zensus 2011 gedauert.
Jetzt sind die Daten Online und ersetzen die Statistiken der letzten Zählung von 1987.

Es ist nicht nur festgestellt worden dass bundesweit rund 1,5 Millionen deutsche Bundesbürger abhanden gekommen sind, sondern auch die Daten für Münster wurden aufbereitet und zeigen erfreuliches:
Ein Einwohnerwachstum um 2219 auf 289.576 Münsteraner und Münsteranerinnen. Eine Entwicklung entgegen dem Bundestrend.

Doch auch andere Dinge wurden ermittelt und offenbaren neben trockenen Zahlen auch kuriose Fakten.

Wohnen & Bauen

Die Durchschnittgröße einer münsterschen Wohnung beträgt 85,7 Quadratmeter. Und so groß einem das erscheinen mag, es ist weit kleiner als im regionalen Vergleich, der bis 107, 7 qm im Kreis Coesfeld gilt.
Rund 1,7% aller Wohnungen in Münster standen im Mai 2011 leer.
Beim Thema Baujahr spricht für die Historie Münsters. Hier gibt es mehr Wohnungen, die vor 1919 errichtet wurden (6266 Stück), als moderne die man nach 2009 gebaut hat (3323 Stück).
Geheizt wird in Münster zu 74,5% mit Zentralheizung, gefolgt von Fernwärme (10,6%), Etagenheizung (9,7%) und immerhin noch 4,1% aller Wohnungen werden mit Ofen (Kohle- oder Nachtspeicherofen) befeuert.
Glaubt man dem Zensus 2011, so haben 111 Wohnungen in Münster überhaupt keine Heizung. Vorstellen kann man sich das nicht.
Massenwohnen mit über 13 und mehr Wohnungen ist in Münster immerhin in 1107 Gebäuden möglich. 3188 Wohnpaläste in Münster dagegen haben einen Wohnraum mit über 200 Quadratmeter.
Auch merkwürdig erscheint die sehr hohe Zahl von 7579 Wohnungen ohne jedwede Dusche und WC.  Das wären beachtliche 4,8% aller Wohnungen in Münster!

Demografie

Etwas über die Münsteranerinnen und Münsteraner enthüllt der Demografie-Teil des Zensus 2011.
Dabei fällt auf: Münster ist Alt. Zumindest von Altersdurchschnitt her. In der Auswertung mit 11 Altersklassen liegt der Spitzenwert bei der Altersklasse zwischen 50-64 Jahren mit 17,1%.
Nur 9,9% der Bürgerinnen und Bürger dagegen liegen in der Altersspanne 25-29 Jahre.
Bei der Geschlechterrolle in Münster liegen die Frauen vorne mit 52,2%, gegen einen Anteil von 47,8% an Männern.
Nur im Altersbereich zwischen 30 und 39 Jahren dreht sich das Verhältnis leicht zum Vorsprung für die Männer. Ansonsten ganz klar Bundestrend.
Der Anteil der Ausländer in Münster beträgt 7,3%, der sich je zur Hälfte auf Männer und Frauen verteilt.
Wieder von der Gesamtzahl der Münsteraner gerechnet, haben 19,5% einen Migrationshintergrund.

Das Münster katholisch ist und immer war, bestätigt sich in der Statistik. 53% gehören hier dieser Glaubensrichtung an.
Die evangelische Kirche hingegen liegt mit 22,5% hinter allen anderen Glaubensrichtungen und Konfessionslosen auf Platz drei. Letztere belegen mit 24,5% das Mittelfeld,
leider bleibt die Zensusauswertung hier aber genauere Daten schuldig. Eine Aufsplittung in weitere Glaubensrichtungen und Atheisten wäre interessant gewesen.
Allerdings ist interessant, dass mehr Deutsche als Ausländer in Münster einer Sonstigen, oder eben keiner Religion nachgehen.

Bildung

Geht es um die Schulbildung, so liegen die Hoch- und Fachschulabsolventen mit 55,1% vor den 21,3% Haupt-und Volksschulabsolventen.
Die mittlere Reife überraschend nur auf Platz 3. 18,6% der Münsteranerinnen und Münsteraner haben diese schulische Laufbahn gewählt.
Traurige 5% haben überhaupt keinen Abschluss.
Beim beruflichen Abschluss sieht es etwas anders aus. Der Großteil mit 44,3% hat eine berufliche Ausbildung abgeschlossen, den Hochschulabschluss machten nur 28,7%. Ausgerechnet in der Universitätsstadt.
Schockierende 27% gaben an ohne jeglichen beruflichen Ausbildungsabschluss zu sein.
Der Erwerbsstatus im Zensus 2011 gibt an, dass 52,7% in Münster einer Tätigkeit nachgehen. 2,7% gelten als Erwerbslos.
Der Rest von 44,6% der münsterschen Bevölkerung sind sogenannte “Nichterwerbspersonen”, die weder als Erwerbstätig noch Erwerbslos gelten, weil sie schulpflichtig oder arbeits- beziehungsweise berufsunfähig sind.
Und von denjenigen die einer Arbeit nachgehen, pendeln immerhin 21,7% zu einer Arbeitsstätte ausserhalb Münsters.
Kein Geheimnis sind die Ergebnisse zu den Wirtschaftszweigen. Münster ist und war Dienstleistungs- und Beamtenstadt. Nur 13,8% arbeiten im produzierenden Gewerbe.

Wem sich der Kopf jetzt noch nicht dreht und wer sich gerne mehr mit den trockenen Zahlen befassen möchte, dem steht das Gesamtwerk der zwei Jahre alten Zahlen des Zensus 2011 in der Zensusdatenbank für ganz Deutschland zur Verfügung.

Weiterführende Links:

- Zensusdatenbank 2011

Gruß aus der Unterwelt

Unscheinbar, aber mitten unter uns tobt ein Kampf zwischen zwei Fronten.

Zwei Gruppen aus dem Untergrund kämpfen um die Vorherrschaft in Münster.
Die Rede ist von den Erleuchteten, den sogenannten “Enlightened” und dem Widerstand, “Resistance” genannt.

Den weltweiten Kampf zwischen beiden Fronten initiierte kein Geringerer als Google, die mit ihrer internen NianticLab Gruppe das Augmented Reality Spiel  “Ingress” entwickelten und im November vergangenen Jahres vom Stapel liessen.

Ingress, dass von sich selber sagt es wäre kein Spiel, stellt den Benutzer vor die Wahl sich auf eine der oben genannten Seiten zu stellen und mit Hilfe seines Smartphones für deren Eroberungsfeldzug zu kämpfen.

Gut oder Böse, Blau oder Grün

Die Hintergrundgeschichte des weltweiten Augmented Reality Massive Multiplayer Online Spiels ist futuristisch und geheimnisvoll gehalten.
Die Erde steht in Kontakt mit Ausserirdischen, den sogenannten Shapers, die die Menschheit zu unbekanntem verhelfen wollen.
Während die Gruppe der Enlightened den Shapers ermöglichen will die Erde zu infiltrieren, ist die Gruppe der Resistance skeptisch und versucht die Menschheit vor eben dieser Infiltration beschützen.

Resistance Community                                          

Da die Shapers in Ingress derzeit noch nicht wirklich in Erscheinung getreten sind, weiß man nicht wirklich ob sie eine Bedrohung oder eine Bereicherung darstellen. Somit ist nicht klar welche Gruppe, Enlightened oder Resistance, im Spiel farblich in grün und blau unterteilt, nun gut oder böse sind.

Portale hacken, Rätsel lösen

Aufgabe im Spiel ist es, sogenannte Portale zu finden, auf seine Seite zu bringen und dann viele dieser Portale miteinander zu verbinden um Felder zu erstellen unter denen die Menschen dann geschützt sind.

Portal in Münster am Prinzipalmarkt

Portal in Münster am Prinzipalmarkt

Mit Hilfe einer App auf seinem Smartphone sucht der Spieler via einer vereinfachten Google Map diese Portale auf – egal ob die der eigenen Seite, oder der gegnerischen – und hackt sie.
Dabei kommen virtuelle Gegenstände zu Tage, die der Spieler sammelt und die Punkte bringen um zu höheren Leveln aufzusteigen.

Seien es Resonatoren um die Portale zu bestücken, Schilde um sie zu schützen, Waffen um gegnerische Portale zu zerstören, oder Portalschlüssel um verschiedene Portale miteinander zu verbinden.
Die meisten Aktionen im Spiel verschlingen Energie, die man in der Umgebung als Exotische Materie sammeln und somit seine Energie aufladen kann.

Capture The Flag oder modernes Geocaching?

Der Clou und Unterschied zu herkömmlichen Computerspielen: alles findet an der frischen Luft statt.
Die Portale, die von Google freigeschaltet werden und die man dort selber vorschlagen kann,
müssen spezielle Orte, Kunstwerke, Wandmalereien, Statuen, einzigartige Architektur oder historische Gebäude sein.
Ist ein neues Portal freigeschaltet, beginnt auch schon die Jagd beider Spielparteien darauf .
Anbringen von Schutzschilden bewahrt sie vor einer all zu schnellen Übernahme durch den Gegner.
Bekommt man den dazugehörigen Portalschlüssel, so kann man es mit anderen Portalen in der Umgebung verbinden, bis sich Felder bilden.


Je größer das Feld um so besser, aber gleichzeitig um so schwieriger denn die Entfernung zweier verbindender Portale ist durch die eigene Punktzahl begrenzt. Je höher der eigene Level, desto mehr kann man im Spiel ausrichten.

Ausser dass man sich draussen bewegt und vordefinierte Orte ansteuert, erinnert eigentlich wenig an das klassische Geocaching.
Rätsel müssen nicht erraten und verschlüsselte Botschaften nicht dechiffriert werden.
Bei Ingress reicht es, sich vorher die Aufklärungskarte im Web anzusehen. Dort sind weltweit alle Portale, Links und Felder, sowie deren Zustand und Zuordnung zu sehen.

Portal in Münster am Erbdrostenhof

Portal in Münster am Erbdrostenhof

Lediglich auf der Webseite des Niantic Projects werden nach und nach Schnipsel zur Hintergrundstory veröffentlicht, über die man auch an Codes für Gegenstände oder Aktionspunkte kommen kann. Eine regelmässige Lektüre ist aber genausowenig Pflicht, wie die regelmässige Patrouille der heimischen Portale.

Gemeinsam mehr erreichen

Fakt ist jedoch dass man im Team auch bei Ingress mehr erreichen kann.
Es gibt bereits auch in Münster Gruppen die sich zusammengefunden haben, im Netz über die neusten Fortschritte auf dem Laufenden halten, sowie in der Gruppe versuchen vor Ort fremde Portale zu übernehmen.
So lernt man neue Leute kennen, was ein weiterer positiver Nebeneffekt von Ingress ist.


Beide Seiten sind in Münster sehr aktiv, die blaue Seit der Macht hat derzeit Überhand in unserer Stadt, doch wer weiß wielange.
Oft sind Portale, besonders am Aasee und rund um den Prinzipalmarkt , schnell wieder in der Hand des Gegners.
Auch drohen Besuche aus umliegenden Städten, wie Ahlen und andere, die zum jetzigen Zeitpunkt recht grün sind.

Datensammelei?

Weder die Teilnahme am Spiel, noch die App kosten derzeit mehr als Zeit und Energie. Alles ist kostenlos.
Wozu also bringt Google so etwas ins Netz?
Ingress befindet sich noch in der geschlossenen Betaphase. An Codes zu kommen um am Spiel teilzunehmen ist schwierig und schränkt den Nutzerkreis derzeit stark ein. Ausserdem gibt es die App momentan nur für Android.
Trotzdem kam nach dem Start schnell Kritik im Netz auf, Google würde auf diese Art versuchen an Bilder von Sehenswürdigkeiten mit Geodaten zu kommen, WLAN-Daten oder Daten für die Verkehrsdarstellung sammeln.
Eine offizielle Antwort von Google dazu steht aus, aber seien wir mal ehrlich: auch ein Riesenunternehmen wie Google macht kaum etwas ohne Eigennutzen.
Das ist bei der Suchseite so, bei Google Maps & Earth und anderen Diensten. Von den 38 Milliarden Dollar, die Google im Jahr 2011 eingenommen hat, waren97 % Werbeeinnahmen.

Ingress is not a game

Der Video-Teaser zu Ingress sagt schon “Ingress is not a game”.
Dass Google aber nutzerbezogene Daten sammelt, halte ich für unwahrscheinlich.
Es liesse sich zwar ein GPS Profil des Nutzers erstellen, aber das entspräche nicht einem Alltagsprofil, da bei Ingress die Portale festgelegt sind und nicht den alltäglichen Anlaufstellen entsprechen.
Auch könnte man sich speziell für die Nutzung von Ingress einen separaten Google Account anlegen, sodass der private Account unberücksichtigt bliebe.
Ebenso könnte man vermuten, dass Google sein eigenes Betriebssystem Android oder den Kartendienst pushen will, da Ingress derzeit ausschliesslich auf Smartphones mit diesem Betriebssystem läuft.

In der Vergangenheit hat gerade Google viele Erfahrungen mit Datenschützern machen müssen.
Insbesondere in Deutschland bleiben Googles negative Erfahrungen mit Street View, die zu einem Stopp des Projekts in Deutschland führten.
Genau dieses Beispiel macht deutlich, dass überzogene Panik mehr kaputt machen kann, als dass das eigentliche Projekt  zu einem allgemeinen Nutzen verhelfen würde.
Wohl fast jeder benutzt die Google Suchmaschine, Google Mail, Google Docs oder Google Maps ohne sich dabei über Datensammelei zu beschweren, doch werden auch hier Nutzerverhalten und Suchbegriffe ausgewertet.
Bei Ingress ist vorsichtige Kritik zwar angebracht, aber derzeit besteht meiner Meinung nach kein Grund sich über ein Ausspionieren der Nutzer Sorgen zu machen.

Fazit

Das Spielprinzip ist großartig. Die Spielelemente wiederholen sich, werden aber nicht langweilig, da die Orte wechseln.
Auch wenn Ingress derzeit geschlossene Beta ist, steigt die Spielerzahl stetig und der Spielstand der Umgebung wechselt schnell.

Auch ist das Spielfeld Globus fast unbegrenzt groß und lädt dazu ein sich in Nachbarstädten oder Urlaubsländern zu betätigen. Eine stetig wachsende Zahl an Portalen erhält den Spielspaß. Mindestens anderthalb Jahre will Google das Projekt noch mit neuen Daten versorgen.
Mitspieler berichten über den positiven Effekt Dinge in Münster entdeckt zu haben, die sie bislang noch nie wahrgenommen haben.  Und das obwohl sie seit Jahrzehnten in Münster wohnen.
Darin steckt auch schon ein weiterer positiver Effekt, nämlich sich draussen zu bewegen und nicht in den eigenen vier Wänden zu versauern. Dabei trifft man gelegentlich Mitspieler und lernt somit neue Leute kennen.
Von mir gibt es für Ingress eine klare Empfehlung.
Leider kann ich euch derzeit keinen der raren Einladungscodes zugänglich machen.
Hier hilft es sich im Netz umzusehen, oder die sozialen Netzwerke nach Einladungen zu durchforsten.
Wann Ingress aus der Betaphase entlassen wird ist derzeit noch nicht bekannt,
aber hier schon einmal der Teaser für alle die ihn noch nicht kennen:

Zum mitmachen benötigt man neben einem Google Account auch ein modernes Smartphone mit Android ab Version 2.3, einer minimalen Auflösung von 480×800 Pixeln, einem ARMv6+ Prozessor und OpenGL ES 2.0 kompatibler GPU, 3G und oder WLAN Verbindung und GPS.
Ausserdem benötigt man einen Einladungscode, ohne den man sich nicht bei Ingress anmelden kann.

Weiterführende Links:

- Ingress Webseite
- Ingress Wiki
- Niantic Project
- Ingress auf Google Play herunterladen
- Ingress auf Wikipedia

Weihnachtsmarkt-Hopping

Da ist sie endlich wieder. Die Adventszeit.
Die einen hassen sie, die anderen lieben sie.

Und wieder einmal erstrahlen die Städte in weihnachtlichem Flair und laden ein zum Weihnachtseinkauf, oder zu einer Tasse Kakao beim Bummel über den Weihnachtsmarkt.

Aber was, wenn einem die lokalem Märkte zum Halse raushängen und man mal andere der Region erkunden will?
Wo sind sie, wann haben sie auf, was gibt es sesonderes zu sehen?
Oder die Schwiegerelten kündigen sich für einen Besuch an und man möchte partout nicht mit Ihnen über die Weihnachtmärkte. Was dann? Alleine losschicken? Das finden die doch nie! ;)

Das Medienhaus Lensing, zu dem auch die Münstersche Zeitung gehört, hat sich dieser Thematik angenommen und  die Smartphone-App „Weihnachtsmärkte in NRW“ programmiert.
iOS sowie Android Nutzer können damit mobil auf eine Datenbank der über 100 schönsten Weihnachtsmärkte in NRW zugreifen.

Händisch haben die Redakteure alle Informationen zu den über 100 schönsten Weihnachtsmärkten in NRW zusammengetragen und ansprechend sowie informativ in der App aufbereitet.
Werbefreiheit und überprüften Inhalt gibt es dank geringem Kaufpreis der App von unter einem Euro.
Neben Öffnungszeiten der Märkte gibt es eine Eingliederung in die größten und besondersten Märkte.
Eine Karte zur Lokalisierung, wie auch eine Routingfunktion zu den Märkten fehlt nicht.
Die Anzeige der Märkte nach Entfernung und ein grünes Licht neben dem Markt in der Liste, geben einem Gelegenheit für ein Weihnachtsmarkt-Hopping in der Region. Oder man sucht sich einen der Weihnachtsmärkte mit Mittelalter-Flair aus der Liste und geniesst dort einen gemütlichen Tag.

Natürlich ist auch Münster in der App vertreten und glänzt in den Kategorien der größten und besonderen Weihnachtsmärkte.
Alle fünf Märkte sind aufgelistet und besondere Termine vermerkt.
Genug Infos auch für Neulinge in der Stadt, wie unsere Erstsemester, sich zurechtzufinden.
Klare Empfehlung also für die Weihnachtmarkt App von Lensing Medien – erhältlich im Appstore für iOS und Android.

Damit habe ich mich gleich mal aufgemacht unsere schönen fünf Weihnachtsmärkte im Rathaus-Innenhof, an der Lambertikirche, beim Kiepenkerl, am Aegidimarkt und den Giebelhüüskesmarkt an der Überwasserkirche, hier in Münster zu besuchen.

Und nun viel Spaß beim Rest der Bilderstrecke von den münsterschen Weihnachtsmärkten 2012: